1 ⁄ 1 Weitere Einzelheiten  Zeitgenössische Darstellung des Kölner Schiedsspruchs

Der Kölner Schiedsspruch von 1505

Als Bayern in Köln wiedervereinigt wurde

Sommer 1505. Für mehrere Wochen war Köln Mittelpunkt des Reichs:König Maximilian I. ludt zum Reichstag in die heilige Stadt. Die „Eventlocation“ existiert bis heute:der Gürzenich – damals die größte Festhalle im Reich. Doch nicht allen war zum Feiern zumute. Denn noch bis vor wenigen Monaten tobte ein Krieg im Reich: der Landshuter Erbfolgekrieg.


Der Hintergrund: Bayern war damals in verschiedene Herzogtümer aufgeteilt. Einer dieser Herzöge war Georg „der Reiche“ von Bayern-Landshut. Er starb 1503, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen. Darum vererbte er das Herzogtum seiner Tochter Elisabeth und ihrem Mann Ruprecht von der Pfalz. Das war rechtswidrig! Und rief einen anderen Erben aus dem Hause Wittelsbach auf den Plan: Albrecht IV. von Bayern-München.


Da sich die Konfliktparteien nicht einigen konnten, brauchte es einen Vermittler:der Habsburger König Maximilian I. sollte schlichten – damals war er „nur“ König und noch nicht zum Kaiser gekrönt. Allerdings forderte der König für seine Vermittlung selbst einige Ländereien im Gebiet Österreichs als Bezahlung. Herzog Albrecht IV. war auch bereit, diese abzutreten. Darum sagte der König ihm das Erbe und 10.000 Hilfstruppen zu, um seinen Anspruch durchzusetzen. Die waren auch nötig, denn auch auf der anderen Seite formierte sich Widerstand: Ruprecht hatte selbst starke Verbündete. Darunter sein Vater, Kurfürst Philipp von der Pfalz.


Nun kam es in Bayern und in der Pfalz zu erbitterten Kämpfen. Besonders die Pfalz wurde dabei schwer verwüstet. Übrigens: Der berüchtigte Götz von Berlichingen verlor im ersten Gefecht des Krieges am 13. Juli 1504 bei Landshut eine Hand und ließ sich daraufhin seine berühmten eisernen Hände anfertigen. Im Februar 1505 kam es zu einem Waffenstillstand. Doch der Krieg endete erst mit dem Kölner Schiedsspruch.

Der Kölner Schiedsspruch

Noch bevor der Reichstag 1505 begann, kam es in Köln zu Schiedsverhandlungen. Am 30. Juli wurde das Ergebnis auf dem Reichstag verkündet:


- Herzog Albrecht IV. von Bayern-München wurde Haupterbe. Damit wurde Bayern nach jahrhundertelanger Teilung wieder vereinigt. Ein Jahr später erließ Herzog Albrecht IV. das „Primogeniturgesetz“: fortan war das Herzogtum Bayern unteilbar. Alle Ländereien mussten stets an den erstgeborenen Sohn vererbt werden.


- Elisabeth und Ruprecht waren inzwischen verstorben. Ihre Söhne, Ottheinrich und Philipp wurden mit Gebieten entschädigt, aus denen das Herzogtum Pfalz-Neuburg entstand.


Auf dem pompösen Reichstag zu Köln ging es jedoch nicht nur um Innenpolitik, sondern auch um drohende Konflikte mit den Nachbarn Frankreich/Spanien und Ungarn. Auch deshalb war der König um Ruhe in seinem Reich bemüht.

Maximilian versackt im Brauhaus – eine Kölner Legende

Übrigens: Aus der Zeit des Reichstags zu Köln 1505 stammt auch eine kölsche Legende, die bis heute gerne erzählt wird. So heißt es, dass der König einen Termin des Reichstags verpasste, weil er nahe der Schildergasse von einem starken Regenschauer überrascht wurde. Er floh ins Zunfthaus der Brauer. Dort soll der König für mehrere Stunden versackt sein. Wer kann es ihm verübeln, wir Kölsche wissen ja: Wenn das Bier gut schmeckt, muss man Prioritäten setzen!


Quellen:
Historisches Lexikon Bayerns:
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/K%C3%B6lner_Schiedsspruch,_30._Juli_1505
Museen Köln:
https://museenkoeln.de/portal/bild-der-woche.aspx?bdw=2018_32
LVR: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Personen/landshuter-erbfolgekrieg/DE-2086/lido/57c32ffb92e6d8.43701246
Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Landshuter_Erbfolgekrieg
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Stadt_K%C3%B6ln
https://de.wikipedia.org/wiki/Primogeniturgesetz
https://de.wikipedia.org/wiki/Landshuter_Erbfolgekrieg

Bildquelle:
Von Andreas Zainer - [1], Bayerische Staatsbibliothek München, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5655392